August: Überraschungsgäste

Der Familien-Traum von Olympia im Mixed-Double
Beim monatlichen Treff des Panathlon-Clubs Solothurn präsentierte «Doyen» Bruno Huber im August den jährlichen Überraschungsgast, dessen Mindestanforderungen Olympiasieger oder Weltmeister sind. Diesmal waren es gleich zwei Weltmeister und erst noch aus dem gleichen Haushalt. Das «Curling-Ehepaar» Briar und Yannick Schwaller aus Recherswil. Gelüftet wurde dabei unter anderem das Geheimnis, weshalb in einer Curling-Familie einer besonders gut und viel wischen muss.

Schon über zwei Jahrzehnte geben sich die Weltmeister oder Olympiasieger die Ehre beim August-Anlass des Panathlon Clubs Solothurn. Die Legende hält sich hartnäckig, dass sich die Kandidaten schon ein Jahr vorher bei Bruno Huber selber für einen Besuch einladen sollen, da damit die Chancen massiv steigen würden, während des Jahres dann eben Weltmeister zu werden oder in einem Olympia-Jahr gar Olympiasieger.
Nun, bei Briar Schwaller, geborene Hürlimann und Yannick Schwaller dürfte dieses Vorgehen nicht nötig gewesen sein, wurde ihnen der Erfolg doch buchstäblich in die Wiege gelegte. Beide stammen sie aus einer erfolgreichen Curling-Dynastie. Briar trägt die DNA von Vater Patrick Hürlimann und Janet Hürlimann in sich. Hürlimann seines Zeichens Curling Olympiasieger in Nagano und Mutter Janet war als Kanadierin auch jahrelang mit dem Curling verbunden.Bei Yannick Hürlimann gehörten Vater Christoph und Onkel Andreas Schwaller über Jahre einem der besten Curling-Teams der Schweiz an und vertraten ihr Heimatland an mehreren Weltmeisterschaften.Gefunkt hat es zwischen Briar (29) und Yannick (28) natürlich bei einem Curling-Event, beide spielten damals an der Junioren-WM. Seit 2022 sind sie verheiratet und wohnhaft in Recherswil. Briar arbeitet im Teilpensum als Lehrerin in Lotzwil, Yannick ist aktuell Profi. Der gelernte Bauzeichner bildet sich parallel dazu mittels Fernstudium im Bereich Betriebswirtschaft aus. Und beide dürfen sich eben Weltmeister nennen. Briar holte mit den Schweizer Frauen um Skip Silvana Tirinzoni im März 2023 den WM-Titel bei den Aktiven. Yannick wurde 2014 in Flims Juniorenweltmeister und holte sich bei den Männern 2023 in Ottawa die Bronzemedaille. Dies erstmals mit dem neuen Team um Benoit Schwarz, Sven Michel und Pablo Lachat. Mit diesem hat Schwaller noch einiges vor: «Olympia 2026 in Cortina ist natürlich das Hauptziel.» Nicht zuletzt, um die ganz grossen Erfolge zu erzielen hatte sich Schwaller nach der WM 2022 in Las Vegas entschlossen sein damaliges Team zu verlassen. Und der Zufall wollte es, dass auch seine grössten nationalen Widersacher mit Schwarz und Michel ähnliche Überlegungen machten.» Gar nicht gewollt und völlig überraschend kam eine andere Trennung; Nur kurz nach dem Weltmeistertitel erfuhr Briar Schwaller, dass sich ihre Teamkolleginnen entschieden hatten, ohne sie die Olympiaqualifikation anzustreben. «Es war ein richtiger Nackenschlag, es kam völlig aus dem Nichts. Ich verstehe es bis heute nicht, aber ich habe es mittlerweile verdaut.» Ihre Olympia-Ambitionen begraben hat Briar deshalb aber nicht. Zwar wird sich das Ziel nicht mit einem neuen Team anstreben «es gibt in der Schweiz realistischerweise aktuell kein Team, dass das Quartett um Tirinzoni/Paetz schlagen kann», dafür nimmt sie mit dem Ehegatten Yannick an den Mixed-Meisterschaften teil. Dem Schweizer Meister im Mixed bietet sich ebenfalls die Möglichkeit, an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen teil zu nehmen. Dass beim gemeinsamen Ausüben eines Sports durchaus Konfliktstoff auf ein Ehepaar warten kann, kennen wohl die meisten, welche nur schon Mal beim Jassen mit dem eigenen Partner einen Schieber klopften. «Natürlich kann es nicht unproblematisch sein, doch wir gehen mit der Situation gut um», ist Yannick überzeugt. Zudem seien die Aufgaben ziemlich klar verteilt: «Briar spielt den ersten und letzten Stein, ich die drei dazwischen. Und fürs Wischen bin ich allein verantwortlich.» Das Wischen sei im Curling mittlerweile enorm wichtig geworden und die Männer hätten die besseren physischen Voraussetzungen, «deshalb sprinte ich jeweils nach der eigenen Steinabgabe nach vorne und wische den Stein.» Ganz im Gegensatz wohl zur Situation im trauten Heim, unkte Moderator Bruno Huber, auf das alte Rollenbild Mann/Frau hinweisend nach, wurde aber gleich eines besseren belehrt: «Gestern habe ich die Wohnung geputzt» schob Yannick unter dem Gelächter der Anwesenden nach. Das Fernziel Olympia 2026 ist also in der Familie Schwaller-Hürlimann top aktuell, dafür investieren sie enorm in einen Sport mit dem Mann nicht reich werden kann. Doch wer weiss, vielleicht wird der CC Solothurn Regio dereinst bei Olympia vertreten sein, mit dem Ehepaar Schwaller-Hürlimann.

Bericht von Marcel Siegenthaler