Erfolgreiches "Familienunternehmen"
Sie ist 19, er 55 Jahre alt. Beide sind sympathisch, leidenschaftliche und sehr erfolgreiche OL-Läufer aus dem bernischen Brügg: Simona Aebersold, mehrfache Juniorinnen-OL-Weltmeisterin war mit ihrem Vater und Coach Christian Aebersold zu Gast beim Panathlonclub Solothurn - und blickten gemeinsam auf ihre sportlichen Highlights zurück, erzählten von ihren Erfolgen, Misserfolgen, Zielen und ihrer Zusammenarbeit.
Simona Aebersold ist sehr ehrgeizig. Kein Wunder: Ihr Vater und Coach, Christian Aebersold, stand einst auch an der Spitze des OL-Sports und ihre Mutter, Gaby Aebersold, war mehrere Jahre Mitglied des Berglaufkaders. Die junge Athletin Simona hat jedoch nicht nur das Talent ihrer Eltern "geerbt" - sie arbeitet hart für ihren Erfolg. Rund zehn Stunden pro Woche investiert sie. Dazu kommen Streching, Analysen, Mentaltraining. Im Sommer trainiert sie auch gerne auf dem Rennrad; im Winter auf den Langlaufskis.
Sieben Medaillen durfte sich die 19-Jährige bereits an den Juniorinnen-Weltmeisterschaften umhängen lassen, fünf an Schweizermeisterschaften. Damit ist der Hunger der sympathischen und aufgeweckten Sportlerin noch lange nicht gestillt. „Die Qualifikation ins Elitekader ist mein grosses Ziel“, sagt sie. Seit 2015 ist sie im Juniorinnen-Kader und im 2016 war sie gar für den Sporthilfe-Nachwuchspreis nominiert. Simone Niggli ist ihr Vorbild. Dass sie einst auch WM-Medaillen in der Elite-Kategorie gewinnen will, liegt somit auf der Hand. „Das ist noch weit weg“, sagt die bescheidene Athletin. Doch wer die Studentin kennt, weiss, dass sie dieses Ziel minutiös verfolgt. Enttäuschungen steckt sie schnell weg, wie sie selber sagt. Ihr Blick sei immer vorwärts gerichtet.
Gerne blickt sie aber auch mal zurück, beispielweise auf ihr Zwischenjahr. Nach der Matur lebte sie mehrere Monate in Finnland, trainierte dort und versuchte sich in der finnischen Sprache. Am liebsten würde sie so schnell wie möglich wieder nach Finnland zurückkehren. „Wegen des Waldes“. Sie mag den Moosboden. Der Wald hier im Mittelland sei oft dornig und sehr strukturiert durch die vielen Wege.
Ein eingespieltes Team
Christian Aebersold schwärmt von seiner Tochter. „Sie zu coachen ist sehr einfach, Simona ist selbständig“, sagt er. Die Rolle als Vater und gleichzeitiger Coach sei schon herausfordernder. Als Zuhörer spürt man aber: Das Team funktioniert bestens. Christian stand in seiner aktiven OL-Karriere auch ganz zuoberst auf dem Podest. Als Einzelathlet sammelte er Schweizermeistertitel, mit der Staffel gewann er drei Weltmeistertitel. Jetzt unterstützt der Sportmediziner die jungen Athleten bei medizinischen Fragen und übernimmt auch die Rolle als „Journalist“ und Fotograf. Für alle Beteiligten eine Win-win-Situation. Der ehemalige Spitzenathlet weiss, wovon er redet, weiss, worum es geht – auch wenn sich die Sportart verändert bzw. entwickelt hat. Städte-OL’s beispielsweise gab es früher nicht.
Vater und Tochter sind sich einig: Ob Stadt oder Wald – der OL ist und bleibt eine spannende Sportart, die viel Disziplin und Durchhaltewillen verlangt.