Franco Marvulli begeisterte mit seiner offenen Art
Die Mitglieder des Panathlon Clubs Solothurn wurden auch am diesjährigen Anlass mit Überraschungsgast nicht enttäuscht: Kein geringerer als der ehemalige, mehrfache Europa- und Weltmeister und Silber-Medaillen-Gewinner an den Olympischen Spielen im Bahnfahren – Franco Marvulli – erwies dem Club die Ehre. Er erzählte auf sehr sympathische Weise von seinen sportlichen Anfängen bis hin zu seinen grössten persönlichen Niederlagen.
Dass Franco Marvulli sportlich ist, ist nicht verwunderlich. In der Nähe von Sportstätten aufgewachsen, habe er schon in jungen Jahren viel ausprobiert. Dazu gehörte natürlich auch Fussball. Je länger er allerdings mit der Mannschaft zusammen unterwegs gewesen sei, suchte er nach eine neuen Herausforderung. Er wollte selbständiger, auf sich alleine gestellt sein. Eine Fussballverletzung war dann der Auslöser, dass er sich umorientierte und zum Radsport stiess. Seine Körpergrösse sei jedoch am Berg kein Vorteil gewesen und somit habe er dann rasch gefallen auf der Radbahn gefunden – und die schnellen Erfolge hätten ihn motiviert.
Die Medaille trägt er mit
In seiner rund 20-jährigen Sportkarriere durfte er viele Erfolge feiern – an Europa- und Weltmeisterschaften wie auch an den Olympischen Spielen. «Mein grösster Erfolg war jedoch, dass ich unfallfrei durch die Jahre gekommen bin», sagt der bescheidene Sportler. Er selber hat nämlich bei einem Rennen hautnah erlebt, wie einer seiner Sportkollegen das Leben auf der Bahn lassen musste. «Das war ein prägendes Erlebnis». Viel bedeut Franco Marvulli die Silbermedaille, die er 2004 an den Olympischen Spielen in Athen gemeinsam mit seinem damaligen Partner Bruno Risi gewonnen hat. «Sie begleitet mich täglich – ich habe sie immer dabei», sagt Marvulli und lässt sie nicht ohne Stolz durch den Saal kreisen.
Zu unterschiedliche Persönlichkeiten
Eine herbe Niederlage erlebte der ehemalige Radprofi mit jenem Kollegen, mit dem er Grosses feiern durfte. Seine so positive Ausstrahlung verliert an Kraft, wenn er darüber redet. «Wir waren zu verschieden: Bruno Risi lebte für den Sport, ich war und bin der Lebemann.» Zwei starke Charaktere, die zusammenprallten. Marvulli geriet in einen Strudel, es kam zu einigen Konflikten. Das Resultat war letztlich, dass er sich das Kreuzband riss. Mit etwas Abstand betrachtet, ist Marvulli heute überzeugt zu Wissen, dass tiefgründigere Probleme für das Scheitern der Beziehung verantwortlich gewesen seien - trotz unzähligen Erfolgen.
Seine Liebe zum Publikum
Wenn er über die vergangenen Sechstagerennen erzählt, heitert sich seine Stimmung rasch wieder auf. Mit einem Lächeln auf seinen Lippen und kopfschüttelnd erinnert er sich an diese anstrengende und gleichwohl fantastische Zeit. «Du siehst während der ganzen Zeit nie Tageslicht, das geht enorm an die Substanz und nach dem Anlass bist du mental und körperlich am Ende», weiss er. Und er weiss wovon er spricht: Der Modellathlet Marvulli hat einmal während einer Saison nicht weniger als sieben Sechstagerennen am Stück bestritten. Und dennoch hat er die Show rund um die Rennen geliebt und sich viel Zeit fürs Publikum genommen. Geliebt hat er auch das Taktieren auf der Bahn, das er ausgesprochen gut beherrscht hat. Das behauptet nicht nur er selber von sich, sondern auch seine Weggefährten geizten nicht mit Lob.
Dem Sport treu bleiben
«Die Zukunft des Bahnsports sieht von den Leistungen her rosig aus – im Gegensatz zu früher», sagt Marvulli. Rund 15 Fahrer seien bereit und verfügten über ein grosses Potenzial. Aber: Gutes Geld liesse sich auf der Bahn nicht mehr verdienen. Die Verdienstmöglichkeiten hätten in den letzten drei, vier Jahren stark abgenommen. Die Folge davon: Die Jungen müssen auf der Strasse ihre Sporen abverdienen.
Franco Marvulli ist und bleibt dem Bahnsport auch nach seinem Rücktritt verbunden. Er tritt regelmässig als Speaker auf – so auch jüngst im Velodrome Suisse in Grenchen, als Jens Voigt den Stundenweltrekord brach. Daneben hat er aber noch einiges anderes am Laufen. Mit seiner Partnerin beispielweise verfolgt er ein Schulprojekt zum Thema «Effizientes Lernen».
Nachdem er grossen Applaus von den Mitgliedern des Panathlon Clubs für seine offene Art geerntet hat, ging es auch schon wieder weiter an den nächsten Termin: Tags darauf machte er sich auf den Weg nach Bremen, wo schon seine nächsten Zuhörer auf ihn warteten.
Bildlegende (vlnr.): Bruno Huber, Moderator und Vorstandsmitglied Panathlon Club, Franco Marvulli, Überraschungsgast; Peter Nyffenegger, Präsident Panathlon Club.