Pesäpallo, was? Die «spinnen» doch die Finnen !

Pesäpallo, was? Die «spinnen» doch die Finnen !
Beim monatlichen Treff des Panathlon-Clubs Solothurn gastierten die anwesenden Clubmitglieder diesmal auf den Sportplätzen der ehemaligen Scintilla (heute Bosch) in Zuchwil. Sie liessen sich dabei in die Geheimnisse von Pesäpallo einweihen, einer Abwandlung des amerikanischen Baseballs, das in Finnland erfunden wurde und von ein paar wenigen seit rund 20 Jahren auch in der Schweiz aktiv gespielt wird. Solothurn ist dabei eine Pesäpallo-Hochburg.


Baseball ist wohl den meisten Sportinteressierten ein Begriff. Man weiss um was es geht, hat vielleicht selbst schon Mal ein Spiel geschaut…. und – man darf es ruhig zugeben – sich gelangweilt. Aber Pesäpallo? Damit kann nun auch der Sport-Insider nur in ganz wenigen Fällen etwas anfangen.
Kein Wunder, denn diese Sportart wird nur in ganz wenigen Ländern gespielt und wurde von einem Finnen erfunden. Und vor allem, Pesäpallo sei viel attraktiver und spannender als das ursprüngliche Baseball, so Reto Brotschi, Präsident von Finnpesis Solothurn, dem Schweizer Serienmeister im Pesäpallo.Doch zurück zum Ursprung von Pesäpallo. Entwickelt wurde Pesäpallo 1922 von Lauri Pihkala nach einem Amerikaaufenthalt. Es wird heute aktiv in mehreren Ländern gespielt: Schweden, Estland, Deutschland, Schweiz, Großbritannien, Japan, Indien und Australien. Und natürlich Finnland.Wie beim amerikanischen Baseball hat der Schlagmann drei Versuche, einen Ball mit dem Schläger ins Feld zu befördern. Im Unterschied zur amerikanischen Variante muss er bei einem gelungenen Schlag jedoch nicht zwingend nach einem erfolgreichen Schlag zum Läufer werden, sondern kann seinen Mitspielern zu einem Lauf zur nächsten Pesä (Nest) verhelfen. Die taktischen Möglichkeiten sind deshalb riesig und verlangen von der gesamten Mannschaft ausreichend taktisches Verständnis. Es gewinnt diejenige Mannschaft, die am Schluss des Spiels mehr Läufer über die Nester (Pesä) zurückbringt. Und warum ist nun ausgerechnet Solothurn eine Pesäpallo-Hochburg und es sind hier gleich zwei Teams von nur deren sechs in der Schweiz aktiven Teams beheimatet? «Als ich als Teenager Fussball spielen wollte, war der Fussballplatz von einer Gruppe Finnen belegt. Der Sport sah spannend aus und die Finnen luden mich ein mitzuspielen» so Brotschi. Statt murrend von dannen zu ziehen, habe er dann einfach mitgemacht bei diesem komischen Spiel, obwohl er die Regeln nicht kannte. «Und ich war von Beginn weg begeistert von diesem Sport und die Begeisterung teilten immer mehr Freunde und Bekannte», von dem Brotschi erst danach erfuhr, dass es sich um Pesäpallo handelte.Schon zu dieser Zeit gab es mehrere Mannschaften in der Schweiz. Vor allem im Raum Zürich und der Ostschweiz wurde Pesäpallo gespielt und irgendeinmal wurde dann auch die erste Schweizer Meisterschaft ausgetragen. Die Finpesis Solothurn stellen sich dabei gar nicht so schlecht an und holten sich schon 19 Mal den Titel, zischen 2007 bis 2019 gar 13 Mal in Folge. Sogar an Weltmeisterschaften nahm die Schweiz schon Teil, wobei die Pesäpallo - Community doch überschaubar ist und nur in ein paar wenigen Ländern gespielt wird, «und diese werden meist vertreten durch Exil-Finnen». Die Schweiz sei da eine Ausnahme und so habe man auch kaum eine Chance, weil in Finnland Pesäpallo ein Schul- und damit auch ein Nationalsport sei und alle Finnen somit automatisch in Vorteil. Immerhin: die Schweiz konnte sich 2019 in Indien als Höhepunkt den Vize-Weltmeister-Titel holen, natürlich hinter Finnland, das bislang alle Titel gewann. Allerdings gehe es bei Pesäpallo nicht so sehr um sportliche Erfolge, «sondern auch um die Herzblut für eine Randsportart, Freundschaften und das gemeinsame Erlebnis.» Gute 25 Mitglieder zählt Pesäpallo Solothurn, stellt zwei Teams und hofft, auch künftig immer wieder Nachwuchs zu finden, damit die Sportart in der Region erhalten bleibt. Dass dieser Nachwuchs nicht aus den Reihen der Panathlon-Mitglieder kommen dürfte, steht spätestens seit dem Demonstrations-Training fest. Viele Luftlöcher wurde geschlagen, Bälle gelegentlich gefangen, meist aber galt es sich gegen den Boden zu bücken. Der Spass an der Freude tat dies allerdings keinen Abbruch und beim anschliessenden, gemeinsamen Pizza-Plausch agierten die Panathlon-Mitglieder dann wieder auf Augenhöhe mit den Pesäpallo-Vertretern. Panathlon-Präsidentin Carla Spielmann überreichte zum Schluss des Referates unter dem Applaus der anwesenden Mitglieder Reto Brotschi ein Geschenk und einen Zustupf in die Vereinskasse.


Bericht von Marcel Siegenthaler