Mit 58 Jahren nochmals an die Olympiade?
Es ist kein Unbekannter – im Gegenteil. Und trotzdem schafft er es immer wieder, das Publikum zu begeistern. So war es auch am letzten Donnerstag, als Heinz Frei – der erfolgreichste Rennrollstuhlfahrer – als Überraschungsgast beim Panathlon Club Solothurn auftritt. Er faszinierte mit seiner offenen Art, seiner Locker- und Bescheidenheit und der unverkennbaren Professionalität.
„Mit Jahrgang 1958 – und mit 58 Jahren nochmals als Aktiver bei den Paralympics dabei zu sein – das wäre schon sehr speziell“, sagte ein motivierter Heinz Frei. Doch damit dies nicht nur ein Traum bleibt, müssten jetzt bereits die Weichen gestellt und mit dem Wintertraining gestartet werden, verriet er den interessierten Mitgliedern des Panathlon Club Solothurn. „Ich bin motiviert und es könnte gelingen“. Doch Motivation alleine reiche längst nicht aus. Er habe trotz seines Leistungsausweises keinen Bonus und müsse sich über den normalen Weg selektionieren. Doch wer den Spitzensportler Heinz Frei kennt, weiss, dass er es schaffen kann und rechtzeitig parat ist. Motiviert ist er nicht zuletzt dank einem weiteren erfolgreichen Start in Japan: Erst vor zwei Tagen reiste er aus Oita (Jp) zurück. „Insgesamt 14 Mal habe ich dort gewonnen, seit meinem 10. Sieg bin ich sogar Ehrenbürger“, sagt er nicht ohne Stolz.
Fantastisch und unerreichbar
Sein Palmarès bleibt für die meisten Sportler unerreicht: 112 Marathons hat Heinz Frei bisher gewonnen, dazu kommen 15 Olympia-Goldmedaillen, unzählige Welt- und Schweizermeistertitel und über diverse Distanzen war weltweit keiner schneller unterwegs als er. Dass seine bisherige Karriere so erfolgreich verläuft, ist kein Zufall. Nur mit viel Disziplin und akribischen Plänen ist das überhaupt möglich. Während der Vorbereitungsphase trainiert Heinz Frei wöchentlich 15 bis 20 Stunden, im Trainingslager um die 25 bis 30 Stunden. Zu seines Trainings im Sportgerät – wie er seine Rollstühle nennt, kommen Ausgleichssportarten dazu. So trifft man ihn auch im Wasser und an Kraftgeräten an, damit die Balance stimmt und keine Überbelastungen an den Schultergelenken auftreten.
Respekt und Wertschätzung
Der gelernte Geometer arbeitet seit 17 Jahren im Paraplegiker Zentrum in Nottwil und coacht Nachwuchsathleten. Er ist überzeugt, dass seine Karriere auch dank der beruflichen Abwechslung so erfolgreich verlaufen ist. Und: „Heute ist es so, dass eine Medaille fast bedeutender ist, als zur Zeit meiner grössten Erfolge.“ Denn eigentlich dürfe er altersbedingt gar nicht mehr mit grossen, sportlichen Erfolgen rechnen. Nichtsdestotrotz schielt Heinz Frei zuversichtlich nach Rio.