Viel Gefühl fürs Boot und die Technik

Mit der Weltmeisterin 2017 im Skiff, Jeannine Gmelin, überraschte Bruno Huber die Mitglieder des Panathlonclubs Solothurn Anfang November. Dass die Weltmeisterin zum Rudern kam, lag wohl an ihrem Wohnort Uster, wo sie mit den Eltern und Geschwistern einen grossen Teil der Freizeit am Greifensee verbrachte. Im RC Uster absolvierte sie die ersten Gehversuche im Doppelvierer mit Knaben, denn Jeannine Gmelin war das einzige Mädchen. Aber schon bald wechselte sie gezwungenermassen zum Skiff und wurde an ihrer ersten SM bereits Vierte. Später absolvierte sie die Sportler-RS, die ihr viele Vorteile gebracht hat: In Magglingen konnte sie im geschützten Rahmen als Profisportlerin trainieren

2015 hat sich Jeannine definitiv für den Spitzensport entschieden und trainiert seither im Zentrum Sarnen. An fünf Tagen pro Woche absolviert die 171 cm grosse Jeannine je drei Trainingseinheiten, am Montag hat sie frei und am Dienstag richtet sie das Training ihren Bedürfnissen an.

Auf das Gewicht und die Körpergrösse angesprochen meint die sympathische Sportlerin, dass das Gefühl fürs Boot und die Technik viel wichtiger sind – und diese zwei Faktoren beherrscht Jeannine hervorragend. So kann sie fehlende Hebellänge gegenüber den grösseren Ruderinnen kompensieren.

2016 belegte Jeannine an den Olympischen Spielen in Rio den 5. Rang, 2017 wurde sie Weltmeisterin, gewann 2018 alle Weltcupregatten und holte sich so den Weltcupsieg. An der EM konnte Jeannine überzeugen und gewann überlegen, musste sich aber an der WM von der Irin Sanita Puspuregeschlagen geben.

Ruderin des Jahres

2017 wurde Jeannine Gmelin in London mit dem Award zur Ruderin des Jahres ausgezeichnet. In diesem Jahr kehrte sie nach London zurück und gewann den Henley-Cup auf der Themse. Ein besonderes Rennen, das im Cupsystem ausgetragen wird: Tausende von Zuschauern stehen unmittelbar am Ruderbecken, das zwei Booten Platz bietet und feuern die Athletinnen und Athleten frenetisch an.

Nun fokussiert sich Jeannine auf die Olympischen Spiele in Tokyo. Der Trainingsumfang wird sie kaum verändern. «Denn nicht die Quantität ist entscheidend, sondern die Qualität des Trainings», sagte Gmelin. Und da habe sie noch Potenzial. An der WM 2019 will sich die Ruderin die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 mit einem Rang unter den ersten neun sichern. Die Mitglieder des Panathlon Clubs drücken ihr für alle ihre weiteren Wettkämpfe die Daumen.

Autor: Roland Stampfli